3. Juli 2015

Fahrpreise und die Strafe fürs Schwarzfahren steigen – die Löhne nicht. Wehrt euch gegen die Abzocke von BVG und Bahn!

Im Mai diesen Jahres stimmte der Bundesrat einer Verordnung der Bundesregierung zu, das sogenannte „erhöhte Beförderungsentgelt“, also die Strafe für das Fahren ohne gültigen Fahrschein um 50 % von bisher 40 auf 60 Euro zu erhöhen.

Im Juli ist diese Verordnung nun mit der wahnwitzigen Begründung in Kraft getreten, dass seit der letzten Erhöhung vor 12 Jahren neben Preisen und Tarifen für die Personenbeförderung auch Löhne und Gehälter gestiegen sind und davon auszugehen ist, dass die bisherigen 40 Euro die Leute nicht mehr ausreichend davon abhalten, sich keinen überteuerten Fahrschein zu kaufen um von A nach B zu kommen.

Wer die Leidtragenden dieser Verordnung sind, ist völlig klar – es sind diejenigen, die sich die andauernd steigenden Ticketpreise (in den letzten zehn Jahren mehr als 25 Prozent bundesweit, 2004 kostete Berlin AB noch 2 €) schlichtweg nicht leisten können, da eben nicht der Lohn der Arbeiter, sondern lediglich die Preise, Mieten und Lebenserhaltungskosten steigen. Dazu kommen diejenigen, die ihren niedrigen Lebensstandard nicht weiter senken wollen, nur um dem millionenschweren Verkehrsunternehmen ihr schwer verdientes Geld in den gierigen Rachen zu stopfen. Die Chefs und Manager in den Führungsebenen gönnen sich dann damit ein Leben in Luxus, selbst bei den unteren Etagen kommt schon nichts mehr davon an – wie die Streiks der Lokführer beweisen – und beim Service gibt es sowieso keine Verbesserungen, jedenfalls keine die wir brauchen und die uns nützen.


Diese Verordnung reiht sich nahtlos ein in eine volksfeindliche Politik, die einzig den Interessen der Kapitalisten dient, wobei dem absoluten Großteil der Bevölkerung – Jugendlichen, Schülern und Studenten, Arbeitern und Arbeitslosen – das Geld abgeknöpft wird, sie zunehmend unter Druck gesetzt und schließlich auch noch kriminalisiert werden.

Gefühlt jedes halbe Jahr erhöhen Konzerne und Politik die Ticketpreise, als würden unsere Löhne und Gehälter genauso steigen. Den Bonzen mag das eventuell nicht jucken – für uns mit mehreren Jobs, Kindern, Familie, steigenden Mieten und mit ohnehin schon kleinem Portemonnaie führt diese Ausplünderung zu tatsächlichen Problemen.

Der Begriff “öffentlicher“ Personennahverkehr ist nichts als ein Witz, wenn man bedenkt, wie viele Menschen Probleme dabei haben, den Weg zur täglichen Ausbeutung im Betrieb, zur Schule, Uni oder den lästigen Weg ins Jobcenter zu bezahlen. „Öffentlich“ heißt hier nichts anderes, als offen für jene, die es sich leisten können. Und das werden bei den ständig steigenden Fahrpreisen auch in Zukunft immer mehr nicht können!

In Wahrheit ist diese Verordnung nichts, als ein weiterer Angriff auf die Lebensverhältnisse der Berliner und außerdem Teil der stetig wachsenden Unterdrückung gegenüber den armen Teilen des Volkes.

Auf die Tatsache, dass immer mehr Leute in Berlin kein Geld für einen Fahrschein haben und schwarzfahren, reagieren BVG und S-Bahn mit vermehrten Fahrscheinkontrollen und dem Einsatz von mehr Kontrolleuren.

Wir kennen sie alle, die angeheuerten Klassenverräter, ob in Uniform privater Sicherheitsdienste oder in Zivil, manchmal bei Großrazzien gegen die „schwerkriminellen“ Schwarzfahrer auch unterstützt von Bullen, die von früh bis spät in S- und U-Bahn, Bus und Straßenbahn unterwegs sind um denen, den es genauso schlecht oder noch ein ganzes Stück weit beschissener geht, ein Bußgeld reinzudrücken. Kopfprämien für jeden, den sie erwischen, sorgten lange Zeit dafür, dass sie ihre schmutzige Arbeit energischer angehen. Sie kriegen einen beschissenen Lohn und zählen in den meisten Fällen eigentlich selbst zu denjenigen, die ohne diesen Job mit Sicherheit auch mal auf der anderen Seite der Fahrscheinkontrolle stehen würden. Lasst nicht zu, dass eure Freunde und Bekannte auch diesen Weg gehen!

Das Fahren ohne Fahrschein gilt als Ordnungswidrigkeit, nach dem dritten mal innerhalb eines Jahres winkt allerdings sofort eine Anzeige, was alleine bei der S-Bahn in Berlin beispielsweise im Jahr 2013 fast 10 000 Mal vorgekommen ist. Und so wundert es auch nicht, dass seit etlichen Jahren etwa ein Drittel der Insassen der JVA in Berlin Plötzensee aus Schwarzfahrern besteht.
In diesem System werden Menschen hinter Gitter gebracht, weil sie bestehende „öffentliche“ Infrastruktur nutzen.

Sollen wir uns das alles einfach gefallen lassen? Sollen wir uns auch noch unser letztes Geld aus der Tasche ziehen lassen und es riskieren eingesperrt zu werden, falls wir das nicht tun?

Der Widerstand des Volkes gegen seine Unterdrücker und Ausbeuter ist gerecht und erzielt, wie Beispiele aus anderen Ländern zeigen, selbst in diesem konkreten Fall der Fahrpreiserhöhung seine Wirkung. Das funktioniert aber nur organisiert und kämpferisch. Nachdem die Fahrpreise in Brasilien im Jahr 2013 um umgerechnet etwa 7 Cent erhöht wurden, kam es in mehreren Städten zu tagelangen, teils gewaltsamen Massenprotesten mit tausenden Demonstranten, Bahnhofsbesetzungen und anderen Aktionen, sodass die Herrschenden schließlich tatsächlich vor den Forderungen der Massen kapitulierten und landesweit die Fahrpreiserhöhung für Busse und U-Bahnen zurücknehmen mussten.

Auch wir sollten es nicht wort- und tatenlos hinnehmen, wie sie uns Stück für Stück weiter ausnehmen und kriminalisieren!

Gegen Lohnraub und Preistreiberei – Kampf den Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr!

Das Fahren ohne Fahrschein in diesem System, wo nur die Profite und die Macht der Reichen im Mittelpunkt stehen, ist unser Recht!

Kämpft für eure Rechte und Interessen! Unterstützt euch gegenseitig! Freie Fahrt für die Arbeiterklasse!


Kommt zur Protestkundgebung:
„Wehrt euch gegen die Abzocke von BVG und Bahn!“
Freitag – 10. Juli – 18 Uhr - Hermannplatz

Jugendwiderstand Berlin
Juli 2015